"Crew Elba" auf Kurs

Am 13. Mai 2023 starten vier Seebären eine spannende Reise vom italienischen Festland über Elba, Korsika und Sardinien.

Mit an Bord sind:

• Ben, der kompetente Skipper unseres Vertrauens
• Carsten, technikaffin und seemännisch versiert
• Sophie, mit immer bester Laune und
• Ich, Daniela, mit einer guten Portion Neugierde; see-, aber noch nicht wetterfest.

Das bin ich.

Wozu das Ganze?

Mal ehrlich: Um endlich wieder Urlaub zu machen! 😎

Aber ganz ohne Ziele breche ich nicht auf!

Neben viel Sonne tanken und das Meer genießen will ich meine Kenntnisse und Fähigkeiten in der Schiffsführung für die praktische SKS-Prüfung ausbauen. Es gibt noch viel zu lernen und dieser Törn ist die beste Gelegenheit.

Außerdem habe ich vor, viel original italienische Pizza zu essen und natürlich wollen wir alle Delphine sehen.

Soweit so klar!  😉

Wann geht's endlich los?!

Heute!

Wir starten in Piombino am Fährhafen und machen uns auf den Weg nach Portoferraio, von wo aus unsere Reise mit vielen Überraschungen auf uns wartet.

Bist du klar?! Auf geht's!

Unsere große Reise wollten wir so schnell wie möglich beginnen und so starteten wir gleich in der Frühe mit dem Ziel der korsischen Hafenstadt Bastia.

Brrr...noch ganz schön kalt am frühen Morgen! 😬 Wir warten auf die Sonne.

Weit kamen wir jedoch nicht - bereits nach zwei Stunden fielen plötzlich die Anzeigegeräte für Wind, Wassertiefe & Co. einfach aus! Ben rief den Vercharterer an und schon nach kurzer Zeit kam dieser mit dem gelben Schlauchboot vorbei, um die Geräte zu überprüfen. Sein Transportmittel hätte er wohl besser gut an unsererm Schiff befestigt - auf offener See hat sich das gelbe Boot einfach klammheimlich vom Acker gemacht! 🤐

Als wir das bemerkten war es leider schon zu spät und die Not groß, aber Ben fuhr uns ganz souverän drauf zu und fing das abtrünnige Boot wieder ein - praktisch unser erstes "MOB-Manöver"!

Zeit für Helden. Gelbes Gummiboot auf Abwegen.

Nach eingesammeltem Schlauchboot und mit frisch reparieren Geräten ging die Reise weiter, mit einer kleinen Abwandlung: Wegen des Zeitverlustes liefen wir auf Elba in den Hafen von Maciana Marina ein.

Nach einem kleinen Abendspaziergang und selbst gekochtem Abendessen fielen wir nach diesem aufregenden Tag in die Kojen.

Wie du dir vorstellen kannst, wollten wir es jetzt natürlich wissen, und Bastia stand an diesem wolkenverhangenen Montag erneut ganz oben auf der Zielliste.

Mangels passendem Wind sind wir lange mit Motor gefahren, aber am Nachmittag konnten wir doch noch die Segel setzen und haben auf dem Weg sogar Delphine, Schwertfische und Wale getroffen!
Mit einem erfolgreichen Anlegemanöver ergatterten wir in Bastia den allerletzten Hafenplatz.

So langsam wird mir klar, dass ich für diese Unternehmung den einen oder anderen warmen Pullover gut hätte gebrauchen können. Aber meine Hoffnung ist groß, dass es bald wärmer wird.

Unser Nachmittagsmenü mit Anlegebier

Das Abendessen im Restaurant ließ zwar sehr lange auf sich warten, da ganz kurz vor uns drei bis vier andere Crews die gute Idee hatten, sich dort bewirten zu lassen, aber am Ende schlossen wir diesen erfolgreichen Tag alle satt und zufrieden ab.

Delphin Tag -check!

Der Wind kommt heute passend aus Nordwest! Unser Ziel ist Solenzara und auf Raumschotkurs halsen wir uns mit 23 Knoten Windstärke die Ostküste Korsikas hinunter! Dabei haben wir Welle von hinten mit bis zu 2 m Höhe - ein irrer Ritt! Uns bläst es ordentlich um die Ohren und dann zog auch noch ein richtiges Gewitter auf! 🤐

Auf einmal ein riesen Schlag, dann noch einer! Was war passiert?! Wir hatten einen großen Ast überfahren. Der Schreck war schlimm, aber nachdem wir das Boot einschließlich Bilgen durchgecheckt hatten, stellten wir erleichtert fest: Alles in Ordnung! Klar zur Weiterfahrt.
Nach dem Durcheinander muss ich erst mal etwas runter kommen und backe uns auf der weiteren Fahrt, die zum Glück ohne Komplikationen verläuft, ein leckeres Sauerteig-Schiffsbrot.

Schiffsbrot No.1.

Nachdem wir im Hafenbüro den Papierkram erledigt hatten, machten wir die nette Bekanntschaft eines niedlichen kleinen Schiffshundes. Er ist schon 12 Jahre alt und lebt seit seinem zweiten Monat auf dem Boot unseres Nachbarn! Na, wenn der nicht seetauglich ist! Und vor allem wetterfest. 😎

Ich glaube, er will zu uns.

Es ist noch nicht wärmer geworden, eher im Gegenteil. Jeden Tag Wolken, Regen und kalter Wind.
Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung, heißt es. Ja, aber...was, wenn man so wie ich schlechtes Wetter und schlechte Kleidung hat?! Unser Skipper Ben macht uns Hoffnung auf Sonnenschein ab... Montag. Na dann...Auf die nächsten Tage!

Ein sonniger Moment in Solenzara.

Nach einem ausgiebigen Frühstück war heute Sophie erfolgreicher Skipper für das Ablegemanöver.
Ben gibt uns die ganze Zeit top Coaching und wir lernen eine ganze Menge.

Der Wind hat heute gut gepasst und wir konnten sogar ein für ein paar Minuten den Gennaker rausholen.

Auf dem Weg kamen Delphine bei uns vorbei, die uns auskundschaften wollten. Anscheinend waren wir nicht sehr attraktiv, denn nach kurzer Zeit sind sie wieder verschwunden.

Am Abend gab es Weltklasse-Pizza in Porto Veccio in einem hübschen Restaurant.

Pizza Tag -Check!
Delphin Tag? -Check!
Und nochmal Check! Carsten hat die Lautsprecher-Musikkopplung ausgecheckt! 🙂

Nach der Durchquerung der Straße von Bonifacio hatten wir vor, bei La Maddalena zum ersten Mal den Anker zu werfen.

Doch damit sollte es nichts werden. Beim Versuch, unser Schiff in der hübsch gelegenen Bucht auf Grund festzumachen mussten wir feststellen: Unsere Ankerwinsch ist kaputt! 😫

Bis jetzt lassen die technischen Highlights unserer Yacht noch zu wünschen übrig! 

Daher ließen wir das Ankern erst mal sein und fuhren weiter zu einem sicheren Hafenplatz in Porto Pozzo. Auch damit wurde es nicht einfacher, denn eigentlich wäre gar kein Platz mehr für uns frei gewesen. Aber Ben hat noch mehr zu bieten als Segelkünste und Bootsführung: Dank seiner ausgezeichneten Italienischkenntnisse und einer Runde lockeren Smalltalks ließ uns der Hafenmeister für eine einzige Nacht bleiben. Das nur mit dem festen Versprechen, dass wir morgen wieder ablegen, weil er sonst "richtig Ärger" kriegt. 😉

Ben, das war top! "Nur" Skippern is' nicht!

Auch Carsten legte sich nochmal mächtig ins Zeug für mich und gab mir nach dem Anlegen eine ausführliche Einweisung in diverse Gewerke am Schiff.

Den Abend ließen wir mir leckeren Burritos ausklingen. Sternköche waren diesmal: Carsten und ich.

Unsere ursprünglichen Pläne, heute nach Santa Teresa zu fahren, warf der zunehmende Ostwind mal eben über den Haufen. Wir beschlossen daher, direkt zurück nach Porto Veccio zu fahren, dort Carsten abzusetzen und dann die Reise nach Elba fortzusetzen.
Soweit der neue Plan.

Und schon fiel die nächste Überraschung mit der Tür ins Boot:
Aus unserem Funkgerät, das sonst meist undefinierbares Rauschen von sich gab, ertönte plötzlich lautstark:

"Mayday, Mayday, our ship is sinking!"

Ein Notruf! Sofort saßen wir um das Gerät versammelt. Ein Schiff in der Nähe hatte Leck geschlagen und war am sinken! Das Crewmitglied war so aufgeregt, dass es seine Position nicht durchgeben konnte. Die Küstenfunkstelle bestimmte den Standort über AIS mittels Bootsnamen, den der in Not geratene zum Glück noch wusste. Das Schiff befand sich bei den Cavallo Inseln, ca. 8 Seemeilen von uns entfernt. Da wir zu weit weg waren, um rechtzeitig zu helfen, setzen wir unsere Fahrt fort. Eine gute Entscheidung, denn ganz in der Nähe der in Seenot geratenen war auf der Karte ein Hafen zu sehen, so dass Hilfe mit Sicherheit auf dem schnellsten Weg war. Ein spannendes Erlebnis, das uns hoffentlich erspart bleibt.

Gewichtstrimm 🙂

Auch Auf dem letzten Stück wurden wir von Ben nicht geschont und ließen es nochmal ordentlich krachen mit Wenden und Halsen -wir mussten fit sein, wenn wir in Bälde nur noch zu Dritt an Bord sind! Wir haben ihm gezeigt, wie fit wir sind und er war sehr zufrieden.

Ein aufregender Segeltag!

Im Hafen angekommen, wurden wir Augenzeugen eines spannenden Hafenkinos - das Seglerpaar gegenüber am Steg hatte das Eindampfen in die Muringleinen mal eben ausgelassen und bekam durch den verstärkten Nordwind richtig Probleme. 

Zum Abendessen gab es super leckeres Risotto mit Knoblauch und Käse. So ließen wir den letzten gemeinsamen Abend gemütlich ausklingen, während draußen schon ...brrr!...der angekündigte Regen nieder prasselte.

Zu Carstens Verabschiedung hielten wir an Bord einen leckeren Brunch mit Croissants, Körnerbaguette und allem was das Frühstücksherz begehrt ab.

Den Tag verbrachten wir in der Marina, da es fast ununterbrochen in Strömen regnete. Ich habe mich inzwischen kleidungsmäßig passend zum Wetter aufgerüstet und bin bereit, Kälte und Nässe zu trotzen!

Ben gab uns nochmals eine ausführliche Einweisung in die wichtigsten Notfallsituationen, die auf dem Schiff auftreten können: Feuer, Leckschlag und MOB. Damit sind wir drei für die weitere Fahrt bestens gewappnet.

Porto Veccio

Brrr...! Nachdem es die ganze Nacht durchgeregnet hatte, warteten wir am nächsten Morgen hoffnungsfroh auf ein paar Sonnenstrahlen. Endlich war alles einigermaßen trocken. Nach einem einwandfreien Ablegemanöver fuhren wir mit Wind aus Norden und ordentlich Welle zum schon bekannten Hafen in Solenzara, wo unser lieber Schiffshund bereits auf uns wartete.

Highlight des Tages war unser Abendspaziergang am Baby Beach und entlang eines geheimnisvollen Biotops nach Sonnenuntergang.

Diesmal mussten wir unseren lieb gewonnenen Schiffshund endgültig verabschieden. Der Reiseführer gab unser Ziel, Campo Loro als "schmucklosen Hafen" aus, so dass sich unsere Erwartungen in Grenzen hielten. Umso positiver überrascht waren wir dort von dem endlos langen super schönen Sandstrand, den wir bereits auf der Hinfahrt bewundern konnten. Dort war das Wetter endlich so schön wie wir es uns die ganze Zeit über gewünscht hatten, und dem ersten Bad im Meer stand nichts mehr im Wege! 😀

Endlich Sommer! 😎

Bei strahlend blauem, wolkenlosem Himmel fuhren wir über eine spiegelglatte See und genossen den Sonnenschein. Der Kapeffekt vor Porto Azzuro erlaubte sogar noch ein kurzes Segelsetzen.

Zum Abendessen gab es -yeaah! Leckere italienische Pizza aus dem Steinofen, begleitet von der lautstarken Geräuschkulisse einer Jugendfußballmannschaft am Tisch nebenan. 😉

Mangels Wind bleiben wir noch länger in Porto Azzuro und lassen es uns in der hübschen Stadt und am legendären Barbarossa Beach bei Sonne, Meer und AperolSprizz gutgehen. Begleitet werden wir diese Tage von einem sympathischen pinken Flamingo, der uns kürzlich zugelaufen ist. Wenn ich es nicht besser wüsste und mit eigenen Augen gesehen hätte, wie "Flampinko" eine ganze Flasche Wein in einem Zug geleert hat und völlig betrunken aus der Strandbar abgeholt werden musste, würde ich sagen, wir haben zuviel Fantasie. Und Jemand hat einfach sein pinkes Badetuch an Bord liegen gelassen. Auf jeden Fall senden wir viele Beweisfotos des rosa Vogels an Carsten, der das ganze Spektakel von Zuhause aus sprachlos mitverfolgt. 😉

Morgendlicher Blick durch die Luke: Wie ist das Wetter?

Barbarossa Beach

Porto Azzuro

Mit der zunehmenden Sonne ließ leider auch unser Segelwind gehörig nach.

Kein Wind -kein Problem! Zumindest nicht für uns, denn wir fuhren mit dem Motor in die nächste Bucht zum Sonnenbaden. Die Bucht "di Ortano" wurde im Reiseführer als besonders malerisch angepriesen. Nachdem dieser aber schon in Campo Loro den schönen Ort mit dem beeindruckenden Sandstrand zum "schmucklosen Hafen" degradiert hatte, wollten wir ihm zunächst nicht mehr trauen und und selbst ein Bild der Lage machen.

Malerisch? Aber sowas von! 😉

Wir wurden nicht enttäuscht. Die Bucht ist wirklich wunderschön und nach einem ausgiebigen Badestopp frischte der Wind nochmal ordentlich auf, so dass bei 18 Knoten Wind noch ein schöner Segeltag mit vielen Wendemanövern draus wurde. Angekommen sind wir in Cavo, und diesmal hatten wir uns das Anlegebier redlich verdient.

Erfolgreicher Segeltag.

Mal entspannen.

Abendspaziergang.

Nach meinem erfolgreichen Ablegemanöver an der Tankstelle gingen wir ein letztes Mal schwimmen in einr Bucht.

Ich hab' das Schiff im Griff! 😎

Abendprogramm war ein Stadtbummel durch Portoferraio mit leckerem Pizza-Abendessen im Restaurant. Highlight des Tages: Natürlich das Haus, in dem Napoleon gelebt hatte!

Über den Dächern von Portoferraio

Fast jede Reise geht einmal zu Ende. Heute trennen sich unsere Wege. 

Es war eine absolut coole Zeit, und ich habe so vieles gelernt:

• Anlegen, Ablegen, Manöver fahren
• Motorcheck, Schiff klarieren
• Segel setzen, Segeltrimm, Segelarten
• Navigation
• Funken mit echten Italienern 

Unsere Yacht "Gaia" hat uns, bis auf ein paar klitzekleine technische Mängel, sehr treue Dienste erwiesen und uns sicher von Ziel zu Ziel gebracht. Danke dafür.

Alle Schwierigkeiten und Herausforderungen haben wir als Crew zusammen durchgestanden und viele schöne Momente erlebt.

Mein Pizzahunger ist für's erste gestillt, die Delphine hätten tatsächlich noch etwas mehr sein können. Den Regen und das schlechte Wetter haben wir endgültig hinter uns gelassen und in München scheint die Sonne. Bessere Aussichten auf den Sommer gibt es nicht! 😎

Vielen Dank an Skipper Ben und die tolle Crew - bis eines Tages! 🙂

Daniela.